von:
Dr. Joachim Bolz
Paul-Klee-Gymnasium
51491 Overath
Der große endliche Wert der Lichtgeschwindigkeit
gehört nicht zu unserem unmittelbaren Erfahrungsschatz. Auch die für
den Unterricht geeigneten Experimente zur Bestimmung von c sind nicht sonderlich
eindrucksvoll und überdies nicht ganz anspruchslos in der Ausführung.
Das folgende sehr einfache Experiment demonstriert nicht
nur anschaulich den endlichen Wert von c, sondern gestattet darüber
hinaus eine c-Bestimmung, deren Genauigkeit die der üblichen Schulexperimenten
deutlich übertrifft.
Es beruht auf der Tatsache, dass heute viele Rundfunksender
nicht nur über Antenne, son-dern gleichzeitig auch über Satellit
empfangen werden können.
Bei der vorliegenden Messung wurde das zu jeder vollen
Stunde ausgesendete Zeitzeichensignal des Deutschlandfunks vom Sender Bonn
auf 89,1 MHz mit einem normalen UKW-Gerät empfangen. Gleichzeitig
wurde dasselbe Signal über eine Satellitenanlage vom Nachrichtensatellit
ASTRA empfangen. Beide Signale wurden mit einem Tonbandgerät auf einer
Spur aufgezeichnet. Beim Abspielen des Signals hört man deutlich die
durch die Laufzeit Sender-Satellit-Sender bedingte Zeitverzögerung
von ca. 1/3 Sekunde.
Zur genaueren Auswertung wurde das Ton-bandsignal verstärkt,
mit einer Universal-Germaniumdiode gleichgerichtet und dann mit einem x-t-Schreiber
aufgezeichnet (-> Abb. 1). Der Schreiber übernimmt dabei die Mittelwertbildung
über die Tonfrequenz.
Zu sehen sind die letzten drei Sekundensignale vor 19.00.00
Uhr MESZ, wobei das kleinere Signal jeweils dem zeitverzögerten Satellitensignal
entspricht (-> Abb. 2).
Direkte Auswertung der Schreiberkurve ergibt für
die Verzögerung einen Wert von
Dt = 0,255 +- 0.005 s.
Die Signallaufstrecke ergibt sich aus dem Ab-stand RS
des ASTRA-Satelliten und den geografischen Koordinaten des Beobachtungsortes
wie folgt:
Der Beobachtungsort Overath liegt auf l1 =
7.3 Ost und j = 50.94° Nord,
ASTRA bei l2 = 19.2° Ost auf der Äquator-ebene.
Die kartesischen Koordinaten (-> Abb. 3) des Beobachtungsortes
errechnen sich nach
x1 = RE cos j cos (l2-l1)
= RE cos j cos d
y1 = RE cos j sin (l2-l1)
= RE cos j sin d
z1 = RE sin j.
ASTRA liegt bei x2 = RS, dem geostationären
Abstand. Der gesuchte Abstand zwischen Satellit und Beobachtungsort ist
also
Ds = Sqrt[ (x1-RS)² ]
+ y1² + z1² .
Einsetzen der Werte RS = 42145 km, RE
= 6378 km liefert
Ds = 38540 km.
Für die Lichtgeschwindigkeit folgt damit
c = 2 Ds / Dt = (302000 ± 6000) km.
Dabei wurde der Abstand SenderSatellit gleich dem Abstand Beobachtungsort-Satellit gesetzt.
Sicher lässt sich das Audiosignal elektronisch noch
genauer auswerten. Wer Lust auf eigene Experimente verspürt, kann
das gepackte Audiosignal (ASTRA.ZIP) und
den Schreiberplot (ASTRA.PCX) beziehen.